hr-iNFO-Büchercheck: Westlich des Sunset von Stuart O'Nan

hr-iNFO-Büchercheck: Westlich des Sunset von Stuart O'Nan

11.08.2016

Der US-Autor Stewart O’Nan hat den Kampf des amerikanischen Schriftstellers F. Scott Fitzgerald gegen den Untergang zum Thema seines Romans „Westlich des Sunset“ gemacht. Gerade Anfang der 20er Jahre feierte Fitzgerald literarische Erfolge, zum Beispiel mit „Der große Gatsby“. Aber die Golden Twenties waren für ihn rasch wieder vorbei.
hr-iNFO Bücherchecker Frank Statzner hat das Buch gelesen.

Worum geht es?
Fitzgerald ist finanziell mehr als klamm. Die Krankheit seiner Frau verschlingt Geld, das Studium von Tochter Scottie auch. Er selbst trinkt, hat Herzprobleme. Da seine Stories bei den Zeitschriften nichts mehr abwerfen, seine Romane nicht mehr ankommen, verdingt er sich in Hollywood. Er wird angeheuert und wieder gefeuert. Die Jobs frustrieren, demütigen, aber sie bringen eben Geld. Er lebt in einem Hotelappartement. Am Pool trifft er einige der Größen seiner Zeit. Aber das sind nur letzte Früchte des vergangenen Ruhms.

“Diesmal war es mehr als ein Stechen. Er taumelte und griff nach dem Kaminsims, bekam ihn zu fassen, hielt sich verzweifelt fest und versuchte, Sheilah im Spiegel ein Zeichen zu geben, der Kiefer- und Myrtenduft machte ihn schwindlig und versetzte ihn zurück nach St. Paul, zu dem Blick vom Dachfenster, zu seiner Mutter, die ihm mit den Fingern das Haar kämmte, und zum bärtigen Kinn seines Vaters. Das Zimmer flimmerte, wurde langsam dunkel. Er verlor den Halt und spürte, wie er stürzte und wild herumfuchtelte, und bevor die Finsternis ihn verschluckte, beteuerte er mit dem letzten hilflosen Gedanken: Aber ich bin noch nicht fertig.“

Das ist wohl das Thema dieses Buchs: immer weiter machen, nicht aufgeben, auch wenn das Glück auf immer verloren ist.

Wie ist es geschrieben?
Es ist ein melancholischer Erzählton, den O´Nan anschlägt. Andererseits wirkt vieles protokollarisch und distanziert. Dabei gibt es durchaus starke atmosphärische Szenen.

Wie gefällt es?
Wer sich für Schriftsteller interessiert, für Menschen im aussichtslosen Kampf mit sich selbst, für schillerndes Szeneleben oder für Hollywood Ende der dreißiger Jahre, der ist hier richtig. Manchmal ermüdet der Kampf Fitzgeralds gegen Schnaps und Frust, aber immer wieder fasziniert auch der unbedingte Wille, diesem traurigen Leben, dieser öden Existenz des Lohnschreibers noch ein Stück Literatur, ein Stück Kunst abzuringen.

 

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gebundenes Buch, 416 S.
Sprache: Deutsch
Rowohlt Verlag
ISBN: 9783498050450